Filippo Romolo Neri wurde am 21. Juli 1515 in Florenz als jüngstes Kind des Juristen Francesco Neri und dessen Gattin Lucrezia Soldi geboren. Er wurde früh von den Dominikanern von San Marco beeinflusst, deren Prior der Bußprediger Girolamo Savonarola gewesen war und denen er lebenslang dankbar blieb. Sechzehnjährig kam er zu Romolo Neri, dem kinderlosen Bruder des Vaters, der Kaufmann in San Germano (heute Cassino) war. Philipp sollte bei ihm eine Lehre machenund später die Geschäfte übernehmen. Die Begegnung mit den Benediktinermönchen von Monte Cassino wurde ausschlaggebend für Philipps Hochschätzung der Liturgie und der Wüstenväter. Doch bald verließ er seinen Onkel und wandte sich 1534, mit 19 Jahren, nach Rom, wo er Hauslehrer bei seinem florentinischen Landsmann Galeotto Caccia wurde. Nebenbei studierte er bei den Augustinern und begann sein Apostolat unter den Armen und Kranken, Gefangenen und in Not geratenen Pilgern.
Philipp Neri lebte mitten in einer Zeit der politischen und spirituellen Umbrüche. Er beeindruckte durch seine Herzlichkeit und seine tiefe Spiritualität. Der Besuch der Apostelgräber und der Katakomben führt zu einer inneren Wandlung. Philipp kommt in seiner liebenswürdigen Art mit vielerlei Menschen in Kontakt. Bereits 1544 (als er noch Laie ist) sammelt sich ein Kreis meist junger Menschen um ihn, die mit ihm das Evangelium oder ein Buch der kirchlichen Reform lesen und besprechen. Philipps Biographen Louis Ponnelle und Louis Bordet berichten, Philipp habe einmal von sich selbst gesagt, „er habe von sich aus Gott als Laie dienen wollen, nicht als Priester und Beichtvater.“
Auch nach seiner Priesterweihe 1551 lebt die Gemeinschaft um Philipp weiter. Die Zusammenkünfte, die später in einen Raum unter dem Dach der Kirche San Girolamo verlegt werden, finden Ergänzung durch abendliches Gebet – daher der Name „Oratorium“ –, Krankendienst und spontane Unternehmungen.
Geistlich ist Philipp auf der Suche nach einer unmittelbaren Begegnung mit Gott. Deshalb steht für ihn und seine Gemeinschaft das Lesen in der Bibel an vorderster Stelle. Die Heilige Schrift soll jeder lesen als ein Buch, das ihn direkt und ganz persönlich anspricht – eine damals unerhörte Sicht der Bibel. Von seinen Gebeten sind nur sehr wenige überliefert, da Philipp eigenhändig seine Schriften verbrannte. Diese Kurzgebete leben aus einer tiefen Unmittelbarkeit zu Gott und zur Gottesmutter Maria.
Die Gruppe um Philipp wird 1575 bei der Kirche Santa Maria in Vallicella als Gemeinschaft des Oratoriums nach den Regeln des Kirchenrechts errichtet.
Zum Weiterlesen:
» J. W. Goethe schreibt in seiner „Italienischen Reise“ über Philipp Neri
» Zum 500. Geburtstag am 21. 7. 2015 erschien ein großer Artikel in „Der Sonntag“